Emotionale Intelligenz: Die unterschätzte Superkraft moderner Führung
- Benedikt Kiessling
- 5. Mai
- 10 Min. Lesezeit
Stell dir einmal folgendes Szenario vor: Du betrittst dein nächstes Teammeeting. Die Agenda ist voll, das Projekt unter Zeitdruck und die Stimmung ist angespannt. Du spürst, dass hier etwas unter der Oberfläche brodelt, aber es spricht niemand aus und so stehst du vor einer Wahl: Entweder hakst du jetzt einfach die Punkte deiner Agenda weiter ab, übersiehst bewusst den Elefanten im Raum und machst wie gewohnt weiter. Oder du könntest etwas tun, was in der modernen Welt der Führung zwar gerne propagiert wird, aber in den meisten Meetings noch nicht viel Platz einnimmt. Du könnest kurz innehalten, die „Energie“ im Raum wahrnehmen und dich fragen, was dein Team gerade wirklich braucht. Mit diesen Worten: Willkommen in der Welt emotional intelligenter Führung.
Auch wenn diese Worte in führenden Managementlektüren und Weiterbildungen hoch und runter gespult werden, so dürfen wir uns abermals vor Augen führen, dass in einer zunehmend komplexen und dynamischen Arbeitswelt Führung mehr als Strategie, Kontrolle und Zielerreichung ist. Führung ist in erster Linie Beziehungsgestaltung und diese gelingt nur dann nachhaltig, wenn Führungskräfte nicht nur fachlich, sondern auch emotional kompetent agieren. Auch wenn Emotionale Intelligenz (EQ) gerne als Modewort gehandelt wird, so ist sie ein essenzieller Erfolgsfaktor, der durch zahlreiche Studien wissenschaftlich belegt und in der Praxis hochrelevant ist.
Das wohl bekannteste Modell rund um diesen Begriff wurde von Psychologe Daniel Goleman geprägt und umfasst vier Kernbereiche: Selbstwahrnehmung, Selbstmanagement, soziales Bewusstsein und Beziehungsmanagement. Diese vier Dimensionen entscheiden darüber, ob eine Führungskraft nur Anweisungen gibt und fachorientiertes Management betreibt oder ob sie echtes Vertrauen aufbaut und Menschen führt. Sie entscheiden darüber, ob die Führungskraft bei Druck eskaliert oder Sicherheit vermittelt und ob sie Mitarbeiter steuert oder sie inspiriert.
Gerade jetzt, in einer Zeit, in der viele Unternehmen hybride Arbeitsmodelle einführen, Generation Z (und mittlerweile Alpha) mit neuen Erwartungen antritt und die Unsicherheit durch globale Krisen wächst, ist emotionale Intelligenz wichtiger denn je. Sie ist das, was digitale Tools, KPI-Dashboards und agile Methoden nicht wirklich messen können: Sie schafft Verbindung zwischen Menschen, Ideen, Emotionen und Handlungen.
An dieser Stelle dürfen wir uns bewusst machen, dass Führungskräfte heute vor einer doppelten Herausforderung stehen: Auf der einen Seite sollen sie Veränderung gestalten und auf der anderen Seite sollen sie Orientierung geben. Dieser Spagat gelingt letztlich nur, wenn sie in der Lage sind, sich selbst und andere emotional zu führen. Emotionale Intelligenz bedeutet dabei nicht, den logischen Verstand aufzugeben und sich schlichtweg den eigenen Gefühlen hinzugeben. Es bedeutet vielmehr, Emotionen strategisch als Informationsquelle zu nutzen und bewusst mit ihnen umzugehen. Man darf diese Fähigkeit durchaus als ein Werkzeug betrachten, um mehr persönlichen, zwischenmenschlichen und letztlich auch geschäftlichen Erfolg zu genießen. Die Neurowissenschaft zeigt zum Beispiel auf, dass Emotionen keine Störfaktoren rationaler Entscheidungen sind. Ganz im Gegenteil – ohne Emotionen fehlt uns die Fähigkeit, Prioritäten zu setzen, Risiken zu erkennen oder empathisch zu reagieren.
Und doch erleben viele Unternehmen noch genau das Gegenteil: Führung, die emotional taub wirkt, Mitarbeitende, die sich nicht gesehen fühlen, und Teams, die im Stillen zerfallen. Das Ganze hat natürlich harte Folgen für Produktivität, Innovationskraft und Mitarbeiterbindung.
Mit diesem Artikel möchte ich dich einladen, das Thema „emotionale Intelligenz“ aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Ziel ist es, dir Klarheit darüber zu geben, warum Emotionen in der Führung nicht nur zugelassen, sondern kultiviert werden müssen und wie du – vielleicht schon mit kleinen Veränderungen – eine enorme Wirkung entfalten kannst. Denn spätestens seitdem wir in den letzten Jahrzehnten das Verständnis von Leadership komplett neu definiert haben, wissen wir, dass positive Zahlen und das Erreichen von Unternehmenszielen die logische Konsequenz erfolgreicher Mitarbeiterführung sind. Und das beginnt mit deiner Fähigkeit, dich selbst – und auch andere – wirklich zu verstehen.
Wenn Führung auf Autopiloten läuft: Warum emotionale Intelligenz oft fehlt
„Ich habe keine Zeit für Gefühle – ich muss meine Ziele erreichen.“ Sätze wie diesen hat man in der Vergangenheit oft gehört, wenn es um Emotionen im Businesskontext ging. Und genau hier besteht das Problem. Auch heute noch sehen viele Führungskräfte emotionale Intelligenz (EQ) als „weichen Faktor“, bestenfalls als Bonuskompetenz. Doch in Wahrheit ist sie ein stiller Leistungstreiber oder im negativen Fall: ein massiver Risikofaktor.
Unsere Erfahrungen durch die Zusammenarbeit mit vielen Unternehmen zeigen, dass die Realität im Arbeitsalltag oft so aussieht: Führungskräfte sind oft überladen mit operativen Aufgaben und arbeiten in einem ständigen Spannungsfeld zwischen Anforderungen von oben und Bedürfnissen der Mitarbeitenden. Dabei reagieren sie – verständlicherweise – häufig mit einem Rückzug auf das, was greifbar erscheint: Zahlen, Daten und Fakten. Emotionale Dynamiken werden schnell als „Befindlichkeiten“ abgetan und schlichtweg übersehen, weil die Quartalsziele an der Tür klopfen und die Zahlen stimmen müssen. Doch genau hier entstehen die blinden Flecken.
In der Neurowissenschaft reden wir von dem Phänomen des „Amygdala-Hijackings“: Wenn unser Gehirn unter Stress gerät, übernimmt das emotionale Zentrum (die Amygdala) die Kontrolle. Das bedeutet jetzt jedoch nicht, dass wir emotional verfügbarer werden und plötzlich unsere Emotionale Intelligenz ausspielen – das wäre ja ganz fantastisch! Nein, ganz im Gegenteil, das bedeutet konkret: In Drucksituationen schalten Führungskräfte – genauso wie Mitarbeitende – auf Autopiloten und greifen auf alte oder gar archaische Muster zurück. Entscheidungen werden reflexartig getroffen und das Verhalten basiert oft auf dem in der Biologie bekannten Flucht-, Kampf-, oder Todstellmodus. Das heißt, wir agieren unter Stress entweder übermäßig passiv, aggressiv oder reagieren gar nicht. Die Fähigkeit zur Empathie, zur Selbstregulation oder auch zum Perspektivwechsel sind an dieser Stelle dann blockiert.
In der Praxis zeigt sich das in vielen kleinen Momenten: Mitarbeitende verlassen Meetings mit einem Kloß im Hals, weil niemand das unausgesprochene Problem angesprochen hat. Feedbackgespräche verlaufen distanziert oder konfliktscheu, aus Angst, emotionale Reaktionen auszulösen. Und Konflikte im Team brodeln unter der Oberfläche und werden nicht gelöst, sondern ignoriert.
Das sind leider keine Einzelfälle, die wir in der Praxis erlebt haben. Laut dem Gallup Engagement Index 2018 fühlen sich über 70 % der Beschäftigten emotional nicht an ihr Unternehmen gebunden. Ein entscheidender Grund dafür ist die mangelnde zwischenmenschliche Qualität in der Führung oder deutlicher ausgedrückt: die fehlende emotionale Intelligenz.
Die Gründe hierfür sind vielzählig, aber ein häufiger Denkfehler ist sicherlich, dass Emotionale Intelligenz mit „Nettsein“ verwechselt wird. Doch dürfen wir uns bewusst machen, dass es hier nicht darum geht, es allen recht zu machen. Vielmehr geht es darum, dass Führungskräfte (natürlich auch Mitarbeiter) sich darin üben, emotional präsent zu sein und mit Klarheit, Empathie und Authentizität auftreten. Führungskräfte, die (oft gar nicht mit Absicht) emotional abgekoppelt agieren, wirken auf ihre Teams entweder kontrollierend oder desinteressiert - beides wirft ein schlechtes Bild auf die Führungskraft und untergräbt Vertrauen.
Ein weiterer blinder Fleck ist, dass Führungskräfte glauben, sie müssten sich „emotional zusammenreißen“, um professionell zu wirken. Dabei belegen aktuelle Beiträge aus dem Jahr 2024 – darunter Batra & Rastogi, das World Economic Forum und Time Magazine –, dass authentisch gezeigte Emotionen und emotionale Intelligenz in der Führung nicht nur die Teamverbundenheit stärken, sondern auch Vertrauen, Motivation und Leistungsbereitschaft nachhaltig fördern. Entscheidend ist also nicht das Vermeiden von Emotionen, sondern der Umgang mit ihnen.
Letztlich spielen auch kulturelle Faktoren eine Rolle. In vielen Unternehmen wird Emotionalität mit Schwäche assoziiert, was bedeutet, dass Führung immer noch oft mit Rationalität, Kontrolle und Entscheidungsstärke gleichgesetzt wird. Das resultiert darin, dass Führungskräfte eine emotionale Schutzrüstung entwickeln, um sich der Kultur anzupassen und dadurch genau das verlieren, was gute Führung heute braucht: Emotionale Regulierung und Verbundenheit.
Zusammenfassend können wir also festhalten, dass Führungskräfte, die emotionale Intelligenz in der Führung unterschätzen oder ignorieren, nicht nur Mitarbeiterbindung und Produktivität riskieren, sondern auch die Chance verpassen, aus Teams lebendige, kreative und resiliente Einheiten zu formen. Es ist also höchste Zeit, die emotionale Dimension von Führung nicht nur zu erkennen, sondern diese auch aktiv zu entwickeln.
Emotionale Intelligenz als Schlüssel für starke Teams und echte Wirkung
Da wir im vorherigen Abschnitt die Probleme aufgezeigt haben, die entstehen, wenn emotionale Intelligenz am Arbeitsplatz nicht vorgefunden wird, möchte ich an dieser Stelle die andere Seite beleuchten und die Vorteile aufzeigen, wenn das der Fall ist.
So möchte ich dich einmal dazu einladen, dir ein Team vorzustellen, in dem Menschen sich gegenseitig zuhören, Konflikte offen und konstruktiv ausgetragen werden, Entscheidungen gemeinsam getroffen werden und auch unter Druck ein Gefühl von Sicherheit bleibt. Klingt idealistisch? Vielleicht ein wenig, aber es ist durchaus möglich! Solche Teams entstehen dort, wo emotionale Intelligenz zur gelebten Führungskompetenz wird und das wirklich verändert alles.
In unserer Arbeit erleben wir immer wieder, dass Führungskräfte, die emotional intelligent agieren, mehr als nur stabile Arbeitsstrukturen schaffen. Sie erzeugen ein Klima psychologischer Sicherheit – ein Begriff, der aus der Forschung von Amy Edmondson stammt und beschreibt, wie sehr sich Menschen in einem Team trauen, ihre Meinung zu sagen, Fehler einzugestehen und Initiative zu zeigen. Neurowissenschaftlich betrachtet, ist dieses Sicherheitsgefühl absolut essenziell: Unser Gehirn kann nur dann kreativ, lösungsorientiert und kooperativ arbeiten, wenn es nicht im Alarmmodus ist. Man könnte also sagen, dass emotionale Intelligenz hier wie ein neuronaler Beruhigungsanker wirkt!
Vor diesem Hintergrund bilden die vier Quadranten nach Daniel Goleman - Selbstwahrnehmung, Selbstmanagement, soziales Bewusstsein und Beziehungsmanagement - die Grundlage für genau dieses Führungserleben: Wer sich selbst gut kennt (Selbstwahrnehmung), erkennt emotionale Auslöser rechtzeitig und verhindert impulsives oder unreflektiertes Verhalten. Wer sich selbst regulieren kann (Selbstmanagement), bleibt auch unter Druck ansprechbar und lösungsorientiert. Wer feinfühlig für Stimmungen im Team ist (soziales Bewusstsein), erkennt Konflikte, bevor sie eskalieren. Und wer Beziehungen aktiv gestaltet (Beziehungsmanagement), baut Vertrauen auch in schwierigen Phasen auf.
Die Auswirkungen im Führungsalltag sind hierbei enorm. Studien zeigen, dass Führungskräfte mit hoher emotionaler Intelligenz motiviertere Teams, weniger Fluktuation, weniger Burnout und höhere Zielerreichung haben. Ein emotional intelligentes Miteinander fördert zudem Innovationsfähigkeit, weil Menschen sich trauen, unkonventionelle Ideen einzubringen und Fehler nicht vertuscht, sondern als Lernchancen genutzt werden. Meetings sind dadurch nicht nur effizienter, sondern auch menschlicher und der wohl größte Effekt: Mitarbeitende entwickeln eine positive Bindung an ihre Führungskraft, an das Team und an das Unternehmen.
Auch für die Führungskraft selbst verändert sich vieles. Wer emotional intelligent führt, reduziert die eigene mentale Belastung, weil Konflikte nicht mehr aufgeschoben, sondern gelöst werden. Darüber hinaus sinkt auch der innere Erwartungsdruck, weil man lernt, mit sich selbst mitfühlender umzugehen. Wenn man so will, ist emotionale Intelligenz damit auch ein Werkzeug zur Selbstfürsorge - ein oft unterschätzter Aspekt in der heutigen Führungsrealität.
Das ist natürlich besonders relevant in Zeiten des Wandels. Ich persönlich würde sogar die gewagte Behauptung aufstellen, dass Veränderungsprozesse nicht an Strategiepapieren, sondern an emotionaler Überforderung scheitern. Führungskräfte, die diese emotionale Ebene gestalten können, machen ganz klar den Unterschied. Sie erkennen, wo Ängste blockieren, wo Widerstände Ausdruck von Unsicherheit sind und sie geben Halt, statt nur Richtung. Kurz gesagt: Emotionale Intelligenz ist keine „Zusatzqualifikation“. Sie ist viel mehr das Fundament, auf dem erfolgreiche, menschliche und zukunftsfähige Führung aufbaut. Und das Beste daran: Sie ist Schritt für Schritt erlernbar.
Emotionale Intelligenz im Führungsalltag verankern: So gelingt die Umsetzung
Ich kann gut nachvollziehen, wenn emotionale Intelligenz auf den ersten Blick vielleicht etwas abstrakt klingt - ja, gar wie eine Charaktereigenschaft, die man entweder hat oder eben nicht. Doch genau das Gegenteil ist der Fall: EQ ist trainierbar. Die Neurowissenschaft spricht hier von Neuroplastizität, also, der Fähigkeit unseres Gehirns, sich durch gezielte Übung zu verändern. Für Führungskräfte bedeutet das konkret, dass sie emotionale Intelligenz genauso entwickeln können wie eine neue Sprache oder ein technisches Tool, wenn sie es systematisch tun.
Der Einstieg beginnt in diesem Fall mit Selbstwahrnehmung. Wer Emotionen bei anderen verstehen will, darf zuerst lernen, die eigenen zu erkennen. Eine einfache, aber wirkungsvolle Methode ist das tägliche Reflektieren von Emotionen: Welche Emotionen habe ich heute erlebt? Wann? Wodurch wurden sie ausgelöst? Wie habe ich reagiert? Dieses bewusste Reflektieren schafft ein inneres Frühwarnsystem und ermöglicht, frühzeitig potenziell negative Emotionen zu erkennen, ihre Botschaft zu verstehen und sie besser zu regulieren.
Damit kommen wir zum nächsten Schritt: Selbstmanagement. Hier geht es darum, Emotionen nicht zu unterdrücken, sondern klug zu steuern und zu kanalisieren. Eine ganz einfache und bewährte Technik ist hier die „3-Sekunden-Pause“: Bevor man in einer Stresssituation reagiert, gilt es, bewusst innezuhalten, durchzuatmen, zu benennen, was man fühlt und dann erst zu handeln. Studien zeigen, dass schon diese kurze Pause das limbische System (unser Zentrum für Ängste und Gefahren) beruhigt und den präfrontalen Kortex aktiviert - den Teil des Gehirns, der für rationale Entscheidungen und Impulskontrolle zuständig ist.
Der dritte Schritt ist das soziale Bewusstsein - also die Fähigkeit, emotionale Signale bei anderen wahrzunehmen. Hier hilft aktives, empathisches Zuhören. Statt direkt zu reagieren, kann man trainieren, Gefühle mit Worten zu spiegeln, wie in etwa: „Ich habe den Eindruck, das Thema macht dich gerade unruhig. Stimmt das?“ Solche Sätze öffnen emotionale Räume, zeigen, dass einem der emotionale Zustand des Gegenübers bewusst ist, und verhindern Eskalationen.
Der letzte und entscheidende Schritt ist das Beziehungsmanagement. Hier geht es um den bewussten Aufbau und Erhalt von vertrauensvollen Beziehungen. Eine einfache Methode: Regelmäßige Check-ins im Team, bei denen nicht nur über Inhalte, sondern auch über die allgemeine Stimmung gesprochen wird. Fragen wie „Wie fühlst du dich gerade im Projekt?“ oder „Was bräuchtest du von mir als Führungskraft in diesem Moment?“ wirken oft Wunder - gerade in stressigen Zeiten.
Doch natürlich gibt es hier auch Stolpersteine. Ein häufiger Fehler ist die Überforderung: Manche Führungskräfte wollen plötzlich alles „emotional richtig“ machen und verlieren sich dadurch im eigenen Anspruch. Wichtig ist hier, kleine Schritte zu gehen. EQ ist kein Sprint Teil eines agilen Systems, sondern ein Weg. Ein weiterer - zwar weniger auftretender, aber dennoch bestehender - Fallstrick ist, dass emotionale Intelligenz manipulativ eingesetzt wird. Zum Beispiel, um Zustimmung zu erzwingen oder Kontrolle auszuüben. Doch dürfen wir uns bewusst machen, dass echte emotionale Führung auf Authentizität und nicht auf Technik basiert.
Was letztlich hilft, ist eine kontinuierliche Auseinandersetzung durch Coachings, Peer-Gespräche oder auch gezielte Weiterbildung. Tools wie das Goleman EI Framework, das SCARF-Modell von David Rock oder auch Reflexionsmethoden wie das Journaling können hilfreich sein, um sich selbst systematisch weiterzuentwickeln.
An dieser Stelle können wir also zusammenfassend festhalten, dass emotionale Intelligenz sich konkret im Alltag, in Begegnungen, im Umgang mit sich selbst trainieren lässt. Dabei braucht es Mut, Geduld und die Bereitschaft, sich selbst ehrlich zu begegnen, aber es lohnt sich für dich als Führungskraft und auch für dein Team.
Führung beginnt im Inneren: Jetzt ist der Moment, umzudenken
Ich hoffe, ich habe im Laufe dieses Artikels eine Kernbotschaft klar herauskristallisieren können: Emotionale Intelligenz ist kein „Nice to have“. Sie ist ein echter Gamechanger in der Führung. In einer Welt, die von Veränderung, Komplexität und Unsicherheit geprägt ist, gewinnen nicht zwingend die lautesten oder rationalsten Stimmen (auch die sind wichtig), sondern die, die zu sich selbst und ihrem Team schaffen.
An dieser Stelle möchte ich die drei wichtigsten Takeaways dieses Artikels mitgeben:
Emotionale Intelligenz ist messbar und trainierbar.
Du musst nicht von Natur aus empathisch oder besonders feinfühlig sein, um emotional intelligent zu führen. Mit bewusster Selbstreflexion, kleinen Alltagsroutinen und der Bereitschaft, dich mit dir selbst auseinanderzusetzen, kannst du Schritt für Schritt wachsen.
Emotionale Intelligenz zahlt direkt auf deine Wirkung als Führungskraft ein.
Sie verbessert nicht nur die Stimmung im Team, sie steigert auch messbar Engagement, Zusammenarbeit und Resilienz. Menschen, die sich gesehen, verstanden und wertgeschätzt fühlen, bringen sich stärker ein – und sie bleiben.
Neurowissenschaftliche Erkenntnisse bestätigen: Emotionen steuern Verhalten.
Ob du willst oder nicht – dein Gehirn trifft keine rein „rationalen“ Entscheidungen. Führung, die Emotionen ignoriert, ignoriert damit auch das wichtigste Steuerungselement menschlichen Verhaltens. Wer Emotionen versteht, kann sie als Brücke zur Motivation, zur Veränderung und zur echten Verbindung nutzen.
Als letzten Impuls möchte ich dir nun folgendes mitgeben: Starte mit dir selbst.
Nimm dir heute fünf Minuten Zeit, um eine einfache Frage zu beantworten: „Wie fühle ich mich und was löst dieses Gefühl gerade aus?“ Vielleicht notierst du einfach deine Gedanken, vielleicht sprichst du auch mit einer vertrauten Person darüber. Vielleicht beginnst du auch mit einem Team-Check-in, bei dem ihr über eure emotionale Teamkultur sprecht. Oft braucht es nur einen Impuls – und du veränderst die Dynamik. Es ist dieser kleine, ehrliche Moment der Selbstwahrnehmung, der den Unterschied macht. Denn er öffnet den Raum für mehr Bewusstsein und echte Entwicklung.
Wenn du als Führungskraft die Fähigkeit entwickelst, Emotionen nicht nur zu kontrollieren, sondern auch zu verstehen, wirst du nicht nur bessere Ergebnisse erzielen. Du wirst auch Beziehungen gestalten, die selbst in stürmischen Zeiten tragen. Denn letztlich bleibt eine Wahrheit bestehen, die dir mit Sicherheit selbst bewusst ist: Menschen folgen nicht Positionen, sie folgen Menschen.